Projekt

Ludwigsburg

Steckbrief

Die kleine Fachwerkkirche in Ludwigsburg am Greifswalder Bodden steht im Schatten des ehemaligen pommerschen Herzogschlosses aus dem späten 16. Jahrhundert und ist eng mit der Geschichte der im Herrenhaus lebenden Verwalter und Gutsbesitzer verbunden. Nach einer Inschrift auf einer Wappenkartusche im Inneren wurde die Kirche 1708 unter dem Eldenaer Amtshauptmann und Besitzer des Gutes Ludwigsburg Jacob Heinrich Müller von der Lühne errichtet. Sie ist ein Fachwerksaalbau mit eingezogenem Turm. Aus dem Vorgängerbau sind noch zwei Grabplatten erhalten. Im 19. Jahrhundert wurden die Außenhaut mit einer Putzschicht überzogen und  neugotische Fenster aus Gusseisen mit einer Bleiverglasung eingebaut. Der Inneraum ist durch eine Holztonne überwölbt. Zum Teil ist noch die barocke Erstausstattung wie der prächtige Kanzelaltar vorhanden, ansonsten ist der Innenraum mit Gestühl, Beichtstuhl, Orgelempore und Orgel neugotisch überformt.

Chronik

1207

das Dorf Darsim (später Ludwigsburg) wird in der Stiftungsurkunde des Klosters Eldena erstmals genannt

1319

in Darsim wird ein "Grangarius" Bernardus genannt, es ist demnach Grangie (Ackerwerk) des Klosters Eldena

1570

Neubau der Kapelle in Darsim, die zur Kirche in Kemnitz gehört

1586

die Gemahlin Herzog Ernst Ludwigs, Sophia Hedwig von Braunschweig-Wolfenbüttel erhält "Dersem" als Leibgedinge, das neu errichtete Ackerwerk wird dem Herzog zu Ehren erst Ludwigs-Hoff, später Ludwigsburg genannt

1609

geht das Gut pfandweise an Otto Wakenitz über

1. Hälfte 17. Jh.

undatierte Grabplatte mit den Wappen von Otto Wakenitz, dessen Gemahlin Sophia von der Lanken und (deren Tochter?) Hedwig Wakenitz

1647

Grabplatte des Fürstlichen Rentmeisters Bernhard Dickmann auf Eldena und Ludwigsburg (1587-1647) und des 1643 als Säuling verstorbenen Ernst Dickmann

1650

Verkauf des Gutes Ludwigsburg an Generalmajor Burchard Müller von der Lühne (1604-1670)

1671/72

das Dominalgut wird in ein erbliches Lehn- und Rittergut umgewandelt

1708

nach Abriss der alten Kapelle Errichtung der neuen Fachwerkkirche unter Jacob Heinrich Müller von der Lühne, Amtshauptmann über die Domänen von Rügen, Wolgast und Pudagla

1709

Glocke, gegossen von Johann Heinrich Schmidt in Stettin, gestiftet von Gutsbesitzer Jacob Heinrich Müller von der Lühne

1710

Weihe des Kirchenneubaus, aus dieser Zeit stammt auch der barocke Kanzelaltar

1776

Übernahme des Gutes durch Obristleutnant Friedrich Ernst Sebastian von Klinkowström (1735-1821)

1778

Geburt des zeitweise auf Ludwigsburg ansässigen späteren Malers der Romantik Friedrich August von Klinkowström (gest. 1835 in Wien)

1798

Stiftung der Turmuhr durch Gutsbesitzer von Klinkowström, gefertigt 1797 von Noack in Zossen mit Stundenzeiger und Stundenschlag (jüngst liebevoll restauriert)

1810

Verkauf des Gutes an die Greifswalder Kaufmannsfamilie Weissenborn

1817

äußere Renovierung der Kirche und des Turms

1866/67

umfassende Sanierung der baufälligen Kapelle, Verputzung und neugotische Überformung, Einbau gusseiserner neugotischer Fenster, Abbruch der Emporen, Bau einer neuen Orgelempore

1867

Orgel, Barnim Grüneberg Stettin (No. 94)

1936

Renovierung des Inneren der Kirche durch Kirchenmaler Gustav Hoffmann, Stettin-Finkenwalde

1945

durch die Bodenreform wird die Kapelle volkseigen

1959

Die Gemeinde Loissin überlässt die Kapelle der Kirchengemeinde

1960

Instandsetzung des Fachwerks, die Kapelle wird neu verputzt und bekommt einen Weißkalkanstrich, im Inneren werden Wasserschäden an der Putzdecke beseitigt

1961

Reparatur der Bleiglasfenster

1965

Installation einer E-Anlage mit Kraftstromanschluss in der Kirche

1966

Dachreiter instandgesetzt und mit neuen Schindeln gedeckt,
die Orgel wird ausgebaut und zur Instandsetzung zur Firma Sauer in Frankfurt/Oder gebracht

2014-15

1. Bauabschnitt: Instandsetzung der Fachwerkkonstruktion und des Daches

Sommer 2016

Beginn des 2. Bauabschnitts. Der Turm bekommt neue Schindeln, die Fenster werden saniert und die Kirche innen und außen neu verputzt.

Dezember 2016

Aufsetzen der neuen Turmspitze mit einer von Ulli Jacobs gestalteten Wetterfahne mit dem Lamm (Motiv von der Kirchendecke) und den Jahreszahlen 1708 und 2016, außen bekam die Kirche einen Grobputz als Vorbereitung für den Feinputz, der im Frühjahr folgen soll

April 2017

Installation einer Kamera an der Kirche zur Beobachtung des Storchennestes gegenüber auf dem Dach des Mausoleums. Leider fallen die am 30. Mai geschlüpften Storchenküken einem Angriff von Jungstörchen auf das Nest zum Opfer

2018

Restaurierung des barocken Kanzelaltars und des Gestühls
am 1. Advent Wiedereinweihung der Kapelle nach der Sanierung mit einem großen Fest- und Dankgottesdienst

Bauzustand und Schadensbild

Lange Zeit blieben die Schäden an der Fachwerkkonstruktion verborgen, jedoch zeigten sich überall Risse im Außenputz, die ein umfangreiches Schadensbild vermuten ließen.

Nach probeweiser Begutachtung musste im Jahre 2013 entschieden werden, den gesamten Putz abzunehmen. Die darunter befindliche Fachwerkkonstruktion zeigte den erwarteten Schadenszustand. Dennoch konnte eine Instandsetzung im Bestand der Eichenholzkonstruktion nach holzschutztechnischer und restauratorischer Untersuchung erwogen werden. Der zementhaltige Außenputz hatte sich jedoch schädlich auf die Fachwerkoberfläche  ausgewirkt, so dass eine Wiedersichtbarmachung nicht infrage kam und eine Wiederverputzung mit Kalkputz, auch im Zusammenhang mit den neugotischen Fenstern beschlossen wurde.

2014/15 wurden das Fachwerk und die Dachkonstruktion u.a. dank Fördermitteln aus der Städtebauförderung, des Kirchenkreises und aus kirchlichen Eigenmitteln aufwendig instand gesetzt sowie das Dach neu gedeckt. Die Gesamtsumme betrug 146.000 €. Der Förderverein Dorfkirchen in Not konnte die holzschutztechnische und restauratorische Untersuchung als dringend notwendige Voraussetzung der Maßnahme mit insgesamt 7.000 € fördern.

Von April 2015 bis Sommer 2016 kam es wegen fehlender finanzieller Mittel zu einer Unterbrechung der Arbeiten. Während dieser Zeit war die Kirche für Besucher geöffnet, und es wurden Spenden gesammelt.

Vom August 2016 bis zum Juli 2017 konnten endlich in einem zweiten Bauabschnitt der Turmhelm mit neuen Lärchenschindeln versehen, die historische Turmbekrönung instandgesetzt und die Außenwände der Kapelle neu verputzt werden.

Gleichzeitig erfuhr auch der Wand- und Deckenputz innen eine restauratorische Instandsetzung, wobei ein kleiner Teil der barocken Deckenausmalung sichtbar gemacht wurde.

Im dritten und letzten Bauabschnitt von Juni bis Dezember 2018 wurden der barocke Kanzelaltar und das Gestühl restauriert. Ihren Abschluss fand die Instandsetzung der Schlosskapelle Ludwigsburg mit einem großen Fest- und Dankgottesdienst am 2. Dezember, dem 1. Advent, 2018.

Ludwigsburg während der Sanierung September 2016
Blick vom Ludwigsburger Schloss auf die Kirche 2004
Ansicht von Südwest 2010
Kapelle und Friedhofsportal von Süd 2006
Innen(Nord)-Seite des Friedhofsportals
Südansicht, vor Sanierung
Südansicht nach der Fachwerksanierung
Ostansicht nach der Fachwerksanierung
Westseite wärend der Sanierung
Fachwerkschäden.1
Fachwerk geschädigt
angegriffenes Fachwerk auf der Südseite neben Holzergänzungen während der Sanierung 2016
ausgetauschte Fachwerkbalken an der Südostecke, Zustand 2015
in den alten Formen erneuertes Traufgesims Südostecke 2016
neugotische Orgelempore
Blick in den Innenraum nach Osten während der Sanierung 2015 (der Kanzelaltar ist während der Baumaßnahmen eingelagert)
barocker Kanzelaltar aus der Erbauungszeit der Kirche um 1710
Wappenkartusche Müller von der Lühne mit Bauinschrift der Kirche von 1708
unter dem Putz freigelegte barocke Deckenmalerei, Zustand 2015
Glocke Johann Heinrich Schmidt, Stettin 1709, gestiftet von Jacob Heinrich Müller von der Lühne
das restaurierte Uhrwerk der Turmuhr von Noack, Zossen 1797
Ludwigsburg, im Dezember 2016 aufgesetzte neue Wetterfahne, das Lamm ist ein Motiv von der Kirchendecke, umgesetzt von Formgestalter Ulli Jacobs aus Jakobsdorf, Foto Detlef Niemann
Ludwigsburg, Kirche mit Grobputz, Dezember 2016, Foto Detlef Niemann
Medaillon mit dem Evangelisten Johannes, Deckenmalerei aus der Bauzeit um 1708, 2016 unter späterem Putz freigelegt, Foto Detlef Niemann
Ludwigsburg, neu mit Holzschindeln eingedeckter Turmhelm, Februar 2017
Ludwigsburg während des Neuverputzes Februar 2017, der Turmhelm hat neue Holzschindeln erhalten