Projekt

Behrenhoff

Steckbrief

1249 wird erstmals ein Pfarrer in Busdorf (Name von Behrenhoff bis 1804) genannt. Der ungewöhnlich hohe rechteckige Feldsteinchor entstand wohl in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts. Auch die umfangreiche Ausmalung  des Chores könnte noch aus der Bauzeit stammen. Wegen der starken Überarbeitung der Malereien nach der Freilegung Ende des 19. Jahrhunderts bleibt die stilistische Datierung schwierig. Besonders durch die drastischen Höllenszenen auf der Chornordwand ist die Behrenhoffer Kirche überregional bekannt. Die Malereien hatten ihren ikonographischen Mittelpunkt vermutlich in einer Darstellung des Weltenrichters im nicht erhaltenen Chorgewölbe. Seit dem 14. Jahrhundert lässt sich die später in den Freiherrenstand erhobene Familie Behr auf Busdorf nachweisen. Bei der Umbenennung des Gutsdorfes 1804 ging der alte Ortsname auf ein neugegründetes Vorwerk über. Das basilikale Langhaus mit niedrigen Obergadenfenstern wurde zu Beginn des 15. Jahrhunderts errichtet, das nördliche Seitenschiff vermutlich im 17. Jahrhundert jedoch wieder abgebrochen und die Arkaden zugesetzt. Die im Boden verbliebenen Fundamente des abgetragenen Seitenschiffes hielten das Wasser am Bau und führten zu massiven Bauschäden. 1806 musste das baufällige Chorgewölbe herausgeschlagen werden. Erst nach der Franzosenzeit wurde dann als Ersatz eine verputzte Balkendecke eingezogen. Während einer Renovierung in den Jahren 1857/58 unter Leitung des Berliner Architekten Theodor Prüfer erhielt die Kirche eine neugotische Holzausstattung. Aus dieser Zeit stammen auch die Orgel von Fischer, Demmin und die gusseisernen Rahmen der Fenster. Die Skulpturen eines beseitigten Barockretabels aus der Zeit um 1700 blieben  erhalten. 1897 bis 1899 wurden die mittelalterlichen Wandmalereien im Chor freigelegt und durch den Berliner Hans Seliger ergänzend „wiederhergestellt“. Auch im 20. Jahrhundert hat man die Wandmalereien bei Renovierungen nochmals überarbeitet. 1907 erhielt die Kirche Glasmalereien aus der Glasmalereianstalt Gottfried Heinersdorff Berlin nach Entwürfen Seligers. Die Fenster erinnern an verstorbene  Grafen von Behr-Behrenhoff. Zu den neueren Ausstattungsstücken zählt ein über der mittelalterlichen Taufe schwebender hölzerner Engel des Greifswalder Bildhauers Eckhard Labs.

Chronik

1249

wird ein Pfarrer Dietrich in Buztorp (Busdorf, alter Name von Behrenhoff) genannt (PUB I Nr. 490)

um 1280

Errichtung des mächtigen, ungewöhnlich hohen Feldsteinchores mit reicher Ausmalung im Inneren

ab 1387

lässt sich die Familie von Behr urkundlich mit Besitzungen auf Busdorf nachweisen

1415

dendrochronologische Datierung des Dachstuhls des basikal in Backstein errichteten Langhauses

17. Jahrhundert

Abbruch des nördlichen Seitenschiffes

1674

Errichtung des freistehenden Glockenstuhls

um 1700

Errichtung eines Barockretabels, von dem die Skulpturen erhalten sind

1724

Guss einer neuen Glocke durch Joachim Metzker, Stralsund (1989 unter Beibehalt der alten Inschriften und Ornamente umgegossen)

1804

Umbenennung des Gutes Busdorf in Behrenhoff, der Name Busdorf ging auf ein in der Nähe neugegründetes Vorwerk über

1806

Herausschlagen des baufälligen Chorgewölbes

1816

Einziehen einer Flachdecke im Chor und Erneuerung des westlichen Blendengiebels, dabei wohl auch Erneuerung des Dachwerkes über dem Chor unter Wiederverwendung alter Balken und Anpassung des ehemals höheren Chordaches an das Kirchenschiff

1857/58

umfassende Renovierung unter Leitung des Berliner Architekten Theodor Prüfer, neugotische Ausstattung, Einbau gusseiserner Fenster, Orgel von Fischer, Demmin

1897-1899

Freilegung der umfangreichen mittelalterlichen Ausmalung im Chor und deren "Wiederherstellung" (weitgehende Übermalung der originalen Befunde) durch Hans Seliger, Berlin

1907

Glasmalerei in den Fenstern, Stiftungen der Familie von Behr, Glasmalereianstalt Heinersdorff, Berlin nach Entwürfen Hans Seligers

1945

das Herrenhaus der Grafen Behr niedergebrannt und die Ruine später abgetragen, erhalten ist der bemerkenswerte Park mit dem Bärentor

1948/49

Renovierung durch Kirchenmaler Gustav Hoffmann, Greifswald, dabei die Wandmalereien nochmals übergangen, Pfingsten 1949 Feier des 700jährigen Kirchenjubiläums

1970er Jahre

Arbeiten an den Wandmalereien, insbesondere Ausweißen des Hintergrunds unter Einbeziehung Behrenhoffer Schüler

1989

Neuguss der Glocke von 1724 unter Beibehaltung der alten Inschriften und Ornamente

2013

"Monumente" berichtet in der Februarausgabe ausführlich über Behrenhoff, 1. Bauabschnitt der Sanierung, großzügig gefördert von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, Entfernen des bauschädigenden zementhaltigen Innenputzes

2014

Außensanierung des Mauerwerks des Westgiebels, Restaurierung der maroden gusseisernen Obergadenfenster

2015

Beginn des 2. Bauabschnittes der Sanierung, gefördert durch die Deutsche Stiftung Denkmalschutz, den Pommerschen Evangelischen Kirchenkreis und eine hohe Einzelspende: Sanierung des Mittelschiffsgewölbes, Freilegung weiterer Gewölbeausmalungen, Deckung des südlichen Seitenschiffes mit Kupfer, Einziehen von Edelstahl-Zugankern zur Sicherung des Gewölbes, Schimmel- und Algenbekämpfung im Innern, "Monumente" berichtet erneut über Behrenhoff

22.08.2015

"Dachstuhlgeburtstag": 600 Jahre ist der dendrochronologisch auf 1415 datierte Dachstuhl des Kirchenschiffes alt, gleichzeitig "Bergfest" bei der Sanierung

Weihnachten 2015

Übergabe eines Förderbescheids über 130.000 € durch den Wirtschaftsminister des Landes Mecklenburg-Vorpommern

03.05.2016

Besichtigung der Kirche durch Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel

2016

3. Bauabschnitt, Restaurierung der mittelalterlichen Wandmalereien im Chor

Bauzustand und Schadensbild

Gegenwärtig (2016) Restaurierung der wertvollen, durch Feuchtigkeit, Algen- und Schimmel akut gefährdeten Wandmalereien im Chor,

Nach Austrocknung der Mauern muss der Innenputz im unteren Bereich des Mittelschiffs und im südlichen Seitenschiff einschließlich der Gewölbe erneuert werden.

Es ist vorgesehen, in Zukunft an Stelle des im 17. Jahrhundert abgebrochenen nördlichen Seitenschiffes ein neues vielseitig nutzbares Gemeindezentrum zu errichten.

Die Glocken sind noch an verkröpften Stahljochen aufgehangen und müssen auf Holzjoche umgerüstet werden.

Behrenhoff, Ansicht von Südwest, nach der Sanierung des Außenmauerwerks, Zustand 2016
Behrenhoff, Westgiebel nach der Sanierung, Zustand 2016
Behrenhoff, Chor von Südost vor der Sanierung
Chorgiebel vor der Sanierung
Backstein-Treppenfries am Chorgiebel
Chornordwand mit deutlichen Abbruchspuren eines Sakristeianbaus
Mauerwerksschäden vor der Sanierung
Gusseisernes Fenster in den zugesetzten Seitenschiffsarkaden der Nordwand nach der Sanierung
Obergadenfenster Südseite vor der Sanierung
Fensterrosette auf der Nordseite nach der Sanierung, Gusseisen Mitte 19. Jh.
Detail des Fenstergewändes im Obergaden auf der Südseite, jeder sechste Formstein glasiert
Blick in den Chor vor der Restaurierung
der Sündenfall, Chorsüdwand, E. 13. Jh., 1899 übermalt, Zustand vor der Restaurierung
Sündenfall nach der Freilegung 1897/99
Sündenfall, Chorsüdwand, Detail während der Restaurierung 2016
Höllenrachen, Chornordwand, Zustand vor der Restaurierung
Behrenhoff Höllenrachen, Chornordwand, E. 13. Jh., 1899 durch Hans Seliger übergangen, Zustand vor der Restaurierung
Detail des Höllenrachens auf der Chornordwand, Zustand vor der Restaurierung
Behrenhoff, Höllenfürst, Chornordwand, E. 13. Jh., 1899 übergangen, Zustand vor der Restaurierung
Höllenqualen auf der Chornordwand unterhalbe des Fensters, in diesem Bereich gibt es die größten Schäden und Putzergänzungen, Teufel auf dem Fass, angeschnitten das Wappen der "Schwanenhalsigen" Behren, Zustand vor der Restaurierung
Behrenhoff, Chornordwand Höllentor, in das alle Stände gezerrt werden, auch König und Bischof, Zustand vor der Restaurierung
Behrenhoff, Marienkrönung, Chorostwand, 1899 stark übergangen, Zustand vor der Restaurierung
Behrenhoff, Paulus und Jakobus der Ältere, Chorostwand, E. 13. Jh., 1899 übergangen, Zustand vor der Restaurierung
Behrenhoff, Philippus, E. 13. Jh., 1899 von Hans Seliger übergangen, Zustand vor der Restaurierung
gekrönte heilige Jungfrau mit Palmenwedel, E. 13. Jh., 1899 von Hans Seeliger übergangen, Chorostwand, Zustand vor der Restaurierung
Freilegungsprobe aus den 1990er Jahren an der Wandmalerei auf der Chorsüdwand, Zustand vor der Restaurierung
Inschrift zur Restaurierung Hans Seligers 1899, Zustand vor der Restaurierung
Behrenhoff Inneres nach West vor der Gewölbesanierung
Mittelschiffsgewölbe nach Westen vor der Sanierung
Malerei in den südöstlichen Gewölbezwickeln des Langhauses um 1420
Malerei im nordöstlichen Gewölbezwickel des Langhauses um 1420, vor der Gewölbesanierung mit bedrohlichen Rissen im Gewölbe
ein Joch des Mittelschiffsgewölbes nach der Sanierung mit eingezogenem Zuganker aus Stahl
neu freigelegte Drolerieköpfe im nordwestlichen Gewölbezwickel des Langhauses, um 1420
Nordwand des Mittelschiffs mit entferntem Putz im unteren Bereich während der Sanierung, Zustand 2016
südliches Seitenschiff, Blick nach Osten vor der Sanierung 2007, die Wände grün mit Algen überzogen, über der Taufe schwebend ein Engel des Greifswalder Bildhauer Eckard Labs
Westwand des südlichen Seitenschiffes während der Sanierung, Zustand 2016, kaum erkennbar eine Darstellung des Weltenrichters und der Auferstandenen
Blick in das Dachwerk nach Westen, im Vordergrund das im 19. Jahrhundert erneuerte Chordach mit wiederverwendeten Balken
Dachwerk des Chores, 19. Jh., Blick nach Nordost, die Kehlbalken mit alten Blattsassen wiederverwendet
Blick nach West in das dendrochronologisch 1415 datierte Dachwerk über dem Kirchenschiff mit Andreaskreuzen
Blattungen der Andreaskreuze an die Sparren auf der Südseite des Schiffsdaches mit Abbundzeichen, Blick nach Ost
Behrenhoff Ostfenster 1907
Chorostfenster, Weltenrichter nach Entwurf Hans Seligers, 1907
Signatur und Stiftungsinschrift eines der Chorfenster
Orgelprospekt Fischer, Demmin 1858
Erbbegräbnis der Grafen Behr -Behrenhoff östlich vor dem Chor der Kirche